Wegleitung der FINMA vertreibt ICOs

Als es im vergangenen Jahr zu einer regelrechten ICO-Manie kam, bot die Schweiz einen idealen Nährboden für der Verkauf von Token. Startups wie Tezos, Mysterium und Arcblock wurden mit offenen Armen begrüßt. Daraufhin veröffentlichte die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (kurz FINMA) im Februar eine „Wegleitung zu ICOs“. Obwohl diese eigentlich dazu gedacht war, Klarheit zu schaffen und die Durchführung von ICOs zu begünstigen, scheint die Veröffentlichung einen gegenteiligen Effekt zu haben.

FINMAs „Wegleitung zu ICOs“

Im Februar hatte die FINMA eine Wegleitung zum Thema Initial Coin Offering (kurz ICO) auf ihrer Webseite veröffentlicht, um „Transparenz für die interessierten Markteilnehmer“ zu schaffen. In dem zehnseitigen Dokument wird auch auf die Risiken der Geldwäscherei eingegangen.

Unter Abschnitt 3.7 hieß es:

„Aus dem GwG ergeben sich verschiedene Sorgfaltspflichten und die Pflicht, sich entweder einer Selbstregulierungsorganisation (SRO) anzuschliessen oder direkt der FINMA für die GwG-Aufsicht zu unterstellen. Diese Pflicht ist als eingehalten anzusehen, wenn die Entgegennahme der Mittel durch einen in der Schweiz dem GwG unterstellten Finanzintermediär erfolgt und dabei die Sorgfaltspflichten erfüllt werden. Einen eigenständigen SRO-Anschluss oder eine Direktunterstellung unter die FINMA des ICO-Organisators ist insoweit nicht erforderlich.“

Das bedeutet, dass alle ICOs ein schweizerisches Unternehmen für die Überprüfung der Identitäten der Investoren einsetzten müssen. Dies erwies sich als problematisch, da es nur eine Handvoll Firmen gab, die diese Dienstleistung anboten. Diese Firmen befanden sich nach der Veröffentlichung des Textes in einer Monopolstellung. Normalerweise kostet die Überprüfung eines Neukunden für ein ICO zwischen 0,50 und 1, 60 Euro. In der Schweiz liegt der Preis für dieselbe Dienstleistung momentan bei rund 20 Euro. Die ist ein Faktor, den Unternehmen, die sich vor der Veröffentlichung der Richtlinien für die Schweiz entschieden hatten, nicht eingeplant haben.

Grain will der FINMA folgen

Grain ist ein Startup, welches Verträge mithilfe der Blockchain speichern will. Zu Finanzierung dieses Vorhabens wollte die junge Firma ein ICO nutzen. Als die Wegleitung veröffentlicht wurde, entschied sich Grain dazu, ihr ICO zu verschieben.

Eine weitere Folge war, dass das Unternehmen den minimalen Betrag für eine Investition erhöhen musste. Normalerweise kostet die Überprüfung der Investoren insgesamt rund 24.000 Euro. In der Schweiz verlangen Firmen wie ICO Engine rund 5 % des Gewinnes, welches ihnen bis zu 162.000 Euro einbringen kann.

Bei der Wegleitung der FINMA handelt es sich rechtlich gesehen nicht um ein bindendes Dokument. Deshalb gäbe es die Alternative, sich nicht an diese Richtlinien zu halten. Auch wenn diese Vorgehensweise Risiken birgt, haben sich einige Firmen für diesen Weg entschieden. Im Gegensatz zu Grain, welches den Richtlinien strikt folgen will, hat sich Dorado zum Beispiel dazu entschieden, Neukunden erst gar nicht zu überprüfen. Für eine Investition in das ICO benötigen Kunden nur einen Facebook-Account oder eine Gmail-ID. So lange die Richtlinien der FINMA nicht rechtsverbindlich sind und durchgesetzt werden, besteht ein Risiko, dass ethische ICOs sich gegen die Schweiz als Standort entscheiden.

Englische Originalversion

Image via Unsplash

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